Das Erkennen von Mustern als Zugang zur Mathematik
Das Umgehen mit (dynamischen) Mustern ist ein wichtiger Zugang zur Mathematik. Im Gegensatz zu einem Computer ist die Mustererkennung eine der Stärken unseres assoziativ arbeitenden Gehirns. Die Neurowissenschaften gehen heute davon aus, dass das Wahrnehmen und Erkennen - und damit letztendlich auch das Lernen - grundsätzlich über Muster erfolgt, mit denen das Gehirn mit der Umwelt in Verbindung tritt. Wenn nun mathematisches Denken immer auch etwas mit Mustererzeugung und -erkennung zu tun hat, dann lässt sich sagen, dass uns dieses Denken (zumindest im Ansatz) tatsächlich „in die Wiege gelegt“ ist. Muster begegnen Kindern von klein auf und faszinieren sie, so z.B:akustische Muster (z.B. mit einem Stock den Gartenzaun entlang rattern), Bewegungsmuster (z.B. abwechselnd den linken und den rechten Arm schwingen), Handlungsmuster und Rituale (z.B. erst Schlafanzug anziehen, dann Zähneputzen, dann Gutenacht-Geschichte vorlesen), geometrische Muster (z.B. abwechselnd quadratische und dreieckige Plättchen legen), Zahlenmuster (z.B. abwechselnd zwei rote, drei blaue und vier gelbe Perlen auffädeln).

Mathematik: Mehr als die Wissenschaft von den Zahlen!
Mathematisches Denken im Allgemeinen ist eine von mehreren Arten, die Welt wahrzunehmen, darzustellen und sich anzueignen. Andere Formen der Weltaneignung sind z.B. Sprache, künstlerischer Ausdruck, magisch-animistisches Denken usw., wobei es natürlich vielfältige Überschneidungen gibt. Das mathematische Denken ist ein wesentlicher Baustein der kognitiven Entwicklung und damit ein integrativer Bestandteil des komplexen Bildungsprozesses: „Mathematik ist jedenfalls mehr als die Wissenschaft von den Zahlen. Mathematische Aktivität besteht vielmehr häufig im Finden, Beschreiben und Begründen von Regeln, Gesetzmäßigkeiten, Gemeinsamkeiten, eben von Mustern und Strukturen“ (Lorenz).

Die Auseinandersetzung mit elementaren (vor)mathematischen Fragestellungen unterstützt das Kind in seinem Bemühen, sich in der Welt zu orientieren, und ermöglicht das „Ordnen in der Welt“.
Mathematische Fähigkeiten und Konzepte, die Kinder bereits im Vorschulalter erwerben können, sind zm Beispiel, Abstraktion, Klassifikation, Seriation, Relation, Begriffverständnis, Invarianz und Teile-Ganzes Konzept (Nähere Beschreibung, siehe linke Spalte)


Warum überhaupt mathematische Förderung im Kindergarten?
Ebenso wie die Grundfähigkeit zum Erwerb der Sprache angeboren ist, deren konkrete Ausdifferenzierung aber von Umwelteinflüssen abhängt, ist auch eine Disposition zum Erlernen von Mathematik vorhanden, die allerdings ohne entsprechende Anregungen nicht zur Entfaltung kommen kann. Mathematische Grundkenntnisse gehören zu den elementaren Kulturtechniken bzw. den „Basics“, das sind „jene Kompetenzen, die dafür Voraussetzung sind, dass auf ganz unterschiedlichen Gebieten später Expertise, Wissen, Können erworben werden kann. Sprachen sind ein gutes Beispiel, aber auch (...) numerische Kompetenzen. Nicht um Mathematiker werden zu können, sondern für den Umgang mit Zahlen, so wie man ihn an der Straßenecke, im Alltag, braucht. Es gibt eine große Anzahl von Dingen, die die Basis bilden für eine unendliche Mannigfaltigkeit von Lernprozessen. Fehlen da wichtige Bausteine, dann wird es schwer mit künftigen, auf einander aufbauenden Lernvorgängen.“ (Weinert).
Die Forderung nach einer frühen mathematischen Bildung im Kindergarten allerdings sollte nicht missverstanden werden als eine isolierte und spezialisierte Förderung eines einzelnen Bildungsbereichs, ebenso wenig geht es um eine Vorverlegung der mathematischen Lerninhalte aus der Grundschule in den vorschulischen Bereich. Vielmehr geht es darum, Zusammenhänge sichtbar zu machen und Kindern den Umgang mit Mathematik als positiv und lustvoll erlebbar zu machen. Statt vieler kleiner Teilziele, wie sie in einigen Bundesländern formuliert sind, scheinen uns in Bezug auf das Thema „Mathematik im Kindergarten“ zwei große Ziele substanziell: Zum einen die Unterstützung von Kindern im Aufbau eines positives mathematischen Selbstkonzepts (Selbstwirksamkeitserfahrung), zum anderen die Unterstützung im Aufbau mathematischer „Vorläuferkenntnisse“ und Grundvorstellungen (Präventionsaspekt). Mathematik im Kindergarten ereignet sich situativ, kann aber auch durch Impulse der Erzieherinnen initiiert werden. Dies muss nicht nach einem bestimmten Schema oder einem bestimmten „Programm“ erfolgen, sondern sollte vielmehr bewusst und reflektiert geschehen und auch mit den Kindern kommuniziert werden.

Mathematische Zusammenhänge im Alltag erkennen und nutzen
Intuitive, oft noch nicht verbalisierbare mathematische Vorkenntnisse der Kinder können als Anknüpfungspunkt für eine frühe mathematische Bildung im
es, gezielt die Erfahrungen der Kinder aufzugreifen und ihnen die Möglichkeit zur aktiven Weiterentwicklung zu geben.
Viele Alltagssituationen sind mathematikhaltig, sie müssen aber mitunter erst als Lernanlass entdeckt werden. Dies ist eine wesentliche Herausforderung und Aufgabe früher mathematischer Bildung im Kindergarten: Den Kindern anhand fördernder Situationen, Materialien, Räume, Gespräche und Geschichten einen Rahmen zu bieten, innerhalb dessen sich mathematische Selbstbildung vollziehen kann. Beispiele für mathematikhaltige Situationen sind: Spiele nach Regeln (z.B. Reihenfolgen, Abläufe, Spielende und Sieger)Aufräumen und neu ordnen (z.B. „Alles kommt an seinen Platz“; „Wo gehört das hin?“)Kreatives Gestalten (z.B. Regelmäßigkeit, „schöne“ Formen, Proportionen)Sprache und Begriffe (z.B. größer, kleiner, gehört zu, ist genau so wie, ist so ähnlich wie)Etwas über die Welt in Erfahrung bringen (z.B. „Wie lang, wie groß, wie schwer ist…- und wie finde ich das heraus?“)
Ausgehend von den Fragen und Alltagserfahrungen der Kinder sollte auch die Mathematik aus der Kinderperspektive aufgebaut werden: Die Kinder sollten Gelegenheit haben, mathematische Zusammenhänge und Strukturen sinnlich und handelnd – auch in ihrer konkreten Alltagswelt - zu erfahren. Ausgewählte Materialien können dabei helfen, den scheinbaren Gegensatz zwischen kindlicher Vorstellungswelt und abstrakter Mathematik zu überwinden.

Welche Materialien eignen sich?
Eine zentrale Frage ist diejenige nach geeigneten Materialien und Medien. Als besonders anziehend erweisen sich Materialien, die eine innere Struktur aufweisen, aber dennoch „offen“ sind. Materialvorschläge finden Sie hier: http://www.bb-versand.de/suche/pgnr/1/searchparam/mathelino.html
Solche Materialien können in unterschiedlichen Szenarien und auf unterschiedlichen Niveaus immer wieder zur Manifestation mathematischen Denkens beitragen. So kann man z.B. mit den altbekannten Muggelsteinen „einfach so“ spielen, man kann sie aber auch sortieren, mit ihnen Muster legen, man kann sie zählen, und man kann sie schließlich sogar als Rechenhilfe nutzen. Je nach Beschäftigung (aus sich heraus oder durch andere angeregt) manifestieren sich dabei einige der oben genannten Konzepte - oder, besser gesagt, es entstehen Tätigkeiten, die zu stabilisierenden Faktoren der entsprechenden Konzeptbildungen werden.