Projektbeschreibung


Durch die internationalen Schulleistungsstudien und das mittelmäßige Abschneiden Deutschlands wird der Fokus seit einigen Jahren zunehmend auch auf den vorschulischen Bildungsbereich gerichtet (z.B. Deutsches PISA-Konsortium 2001, Helmke 2003). Gerade im Bereich der Mathematik zeigt sich hier Handlungsbedarf, da das Lernen von Mathematik genauso wie das Lernen von Sprache nicht erst mit Schuleintritt beginnt, sondern schon viel früher. Das vorhandene Potential und das vielfältige Vorwissen der Kinder gilt es zu nutzen und im Sinne einer kontinuierlichen Lernbiographie zu fördern.

Im Rahmen des Projektes "MATHElino" wurden Materialien, Dokumentationsformen und Methoden entwickelt, die zur Kontinuität in der mathematischen Bildungsbiographie der Kinder beitragen und den Umgang mit Heterogenität unterstützen. Grundlegend sind ein Bild von Mathematik wie es aktuell in den Bildungsplänen und –standards verankert ist, nämlich als die Wissenschaft von Mustern und Strukturen sowie ein Bild vom aktiv lernenden und forschenden Kind, das selbsttätig (mathematische) Strukturen entdeckt. (Sawyer 1955; Devlin 2000; Wittmann 2005). Es wird davon ausgegangen, dass Angebote im Rahmen eines Konzeptes zur frühen mathematischen Bildung nicht zu verstehen sind als eine Vorverlegung der mathematischen Lerninhalte aus der Grundschule in den vorschulischen Bereich.

Anknüpfungspunkte sind die vielfältigen Gelegenheiten und Situationen, in denen Mathematik im Alltag zu finden ist, aber auch Lernarrangements, die über ansprechendes Material gestaltet werden. Mathematik ist abstrakt und nicht über unsere Sinne wahrnehmbar, konkret erfahrbar sind jedoch Materialien. Diese regen zu Tätigkeiten des Ordnens an und ermöglichen so den Kindern den Zugang zu mathematischen Ideen und Inhalten. Dabei sollen die Kinder den Umgang mit Mathematik als positiv und „lustvoll“ erleben. Entsprechend sind die eigenen mathematischen Konstruktionsleistungen der Kinder Ausgangspunkt der Beobachtung und der behutsamen Intervention. 2 Jahre lang wurden mathematische Lernarrangements im Kindergarten erprobt. In enger Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen entwickelte sich ein offenes Rahmenkonzept, welches in der praktischen Ausgestaltung sehr offen ist.

Es lässt sich durch sechs Eckpunkte charakterisieren:

1. Alle Kinder werden angeregt, mathematisch tätig zu werden.

2. Es gibt sowohl Phasen des individuellen als auch des gemeinsamen Spielens und Lernens.

3. Es werden Kommunikationsmöglichkeiten über die Aktivitäten geschaffen.

4. In der Arbeit mit geeigneten Materialien machen die Kinder Grunderfahrungen in drei zentralen mathematischen Kernbereichen, nämlich Zahl, Raum und Form sowie Maß.

5. Wenn Kinder mathematisch tätig sind, kann sich dies aus einer Anwendungs- bzw. Alltagssituation ergeben, es kann aber auch innermathematisch – in der Struktur – begründet sein. Beide Zugänge bzw. Sichtweisen werden angeregt und aktiv unterstützt.

6. Lernen kann durch eigenständige Konstruktion aber auch als Reaktion auf instruierte Handlungen erfolgen.

Entsprechend sind verschiedene Methoden erforderlich. Eine zentrale Aufgabe der Erzieher/innen ist es, durch gezielte Impulse die Kinder zu eigenen Entdeckungen und forschendem Tun anzuregen. Im Rahmen des Anschlussprojektes „Für einen guten Mathestart“ soll dieser offene Zugang zur Mathematik im Anfangsunterricht aufgegriffen und in angemessenem Verhältnis von Instruktion und Konstruktion fortgeführt werden.